德語小說閱讀:人類的群星閃耀時(1)
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Kein Künstler ist w hrend der ganzen vierundzwanzig Stunden seines t glichen Tages ununterbrochen Künstler; alles Wesentliche, alles Dauernde, das ihm gelingt, geschieht immer nur in den wenigen und seltenen Augenblicken der Inspiration. So ist auch die Geschichte, in der wir die gr te Dichterin und Darstellerin aller Zeiten bewundern, keineswegs unabl ssig Sch pferin. Auch in dieser geheimnisvollen Werkstatt Gottes , wie Goethe ehrfürchtig die Historie nennt, geschieht unerme lich viel Gleichgültiges und Allt gliches. Auch hier sind wie überall in der Kunst und im Leben die sublimen, die unverge lichen Momente selten. Meist reiht sie als Chronistin nur gleichgültig und beharrlich Masche an Masche in jener riesigen Kette, die durch die Jahrtausende reicht, Faktum an Faktum, denn alle Spannung braucht Zeit der Vorbereitung, jedes wirkliche Ereignis Entwicklung. Immer sind Millionen Menschen innerhalb eines Volkes n tig, damit ein Genius entsteht, immer müssen Millionen mü ige Weltstunden verrinnen, ehe eine wahrhaft historische, eine Sternstunde der Menschheit in Erscheinung tritt.
Entsteht aber in der Kunst ein Genius, so überdauert er die Zeiten; ereignet sich eine solche Weltstunde, so schafft sie Entscheidung für Jahrzehnte und Jahrhunderte. Wie in der Spitze eines Blitzableiters die Elektrizit t der ganzen Atmosph re, ist dann eine unerme liche Fülle von Geschehnissen zusammengedr ngt in die engste Spanne von Zeit. Was ansonsten gem chlich nacheinander und nebeneinder abl uft, komprimiert sich in einen einzigen Augenblick, der alles bestimmt und alles entscheidet: ein einziges Ja, ein einziges Nein, ein Zufrüh oder ein Zusp t macht diese Stunde unwiderruflich für hundert Geschlechter und bestimmt das Leben eines Einzelnen, eines Volkes slutzz und sogar den Schicksalslauf der ganzen Menschheit.
Solche dramatisch geballten, solche schicksalstr chtigen Stunden, in denen eine zeitüberdauernde Entscheidung auf ein einziges Datum, eine einzige Stunde und oft nur eine Minute zusammengedr ngt ist, sind selten im Leben eines Einzelnen und selten im Laufe der Geschichte. Einige solcher Sternstunden - ich habe sie so genannt, weil sie leuchtend und unwandelbar wie Sterne die Nacht der Verg nglichkeit übergl nzen — versuche ich hier aus den verschiedensten Zeiten und Zonen zu erinnern. Nirgends ist versucht, die seelische Wahrheit der u ern oder innern Geschehnisse durch eigene Erfindung zu verf rben oder zu verst rken. Denn in jenen sublimen Augenblicken, wo sie vollendet gestaltet, bedarf die Geschichte keiner nachhelfenden Hand. Wo sie wahrhaft als Dichterin, als Dramatikerin waltet, darf kein Dichter versuchen, sie zu überbieten.