Der K nig von Lakonien [1] hatte einen Sohn mit Namen Hyakinthos. Gott Apollon [2] sah den lieblichen Knaben und wendete sich ihm mit herzlicher Zuneigung zu. Ja, der Gott erwog sogar, den Knaben in den Olymp [3] zu erheben.

Oft verlie Apollon das heilige Delphi, um sich in der N he der Stadt Sparta [4] an der Gesellschaft des Knaben zu erfreuen. Und der Gott verschm hte es auch nicht, auf der Jagd mit Hyakinthos durch die rauen H hen des Gebirges zu schweifen.

An einem Sommertage, als die Sonne ihre hei esten Strahlen hernieder sandte, warfen die Beiden ihre Gew nder ab, salbten ihre K rper mit l und übten sich im Wettkampf mit dem Diskus.

Apollon nahm zuerst die schwere Scheibe, schwang sie w gend in der Hand und schleuderte sie dann so gewaltig in die H he, dass sie am Himmel eine Wolke zerteilte.

Eifrig wollte Hyakinthos es dem Lehrer gleich tun. Darum sprang er auf, um die herabfallende Scheibe noch vor dem Aufprall mit den H nden zu fassen. Das runde Erz entglitt jedoch dem Knaben und prallte vom felsigen Grund mitten in sein jugendliches Angesicht.

Apollon eilte fassungslos herbei und nahm den niedersinkenden Freund in seine Arme. Verzweifelt suchte er die starren Glieder zu erw rmen , doch alle Mühsal konnte die fliehende Seele des Knaben nicht im Leben halten. Wie eine zarte Blume, im Garten geknickt, sank das Haupt des Knaben auf die Brust von Apollon.

Der Gott bedeckte nun das Antlitz des Sterbenden mit z rtlicher Hand und rief unter bitteren Tr nen: "Nein, Knabe, dein Leben soll nicht umsonst gewesen sein. Du wirst als Blume auf ewig meinen Schmerz verkünden." So rief Apollon, und eine sch ne Blume mit zahllosen Blüten wand sich aus dem blutgetr nkten Boden hervor.

Diese Blume, die des Knaben Namen tr gt, entsteht nun in jedem Frühling aufs Neue, und stirbt wie jener noch in den Tagen seiner Blüte. So erinnert sie die Menschen an die Verg nglichkeit alles Sch nen, hier auf dieser Erde.

In Lakonien aber wurde fortan j hrlich ein gro es Fest gefeiert, die Hyakinthien. Bei diesem Fest dachte man in Wehmut an den früh verstorbenen Knaben, in Heiterkeit an den verg tterten Knaben.

Erkl rungen:

[1] Lakonien ist eine griechische Landschaft des südlichen Peloponnes.

[2] Apollon, ein Sohn von Zeus, ist der Gott der Weissagung. Sein berühmtestes Orakel stand im griechischen Delphi.

[3] Der Olymp ist ein Gebirgsmassiv in Griechenland, das als Sitz der G tter verehrt wurde.