Conrad Fuchs war ein Fuchs wie er im Buche stand. Seine drahtige Gestalt

war stets in bestes Tuch, meist kariert, gehüllt und sein stolzer Gang lie?

seinen buschigen Schwanz majest?tisch hin und her wippen. Stets trug er ein

kariertes kleines K?ppchen, aus welchem vorwitzig seine Ohren durch zwei

?ffnungen herausschielten. Schon sein Vater sagte seit Kindesbeinen, "Conrad,

aus dir wird einmal was ganz besonderes". Damals, als er das kleine Füchschen,

ganz in himmelblaue Karos gehüllt, z?rtlich hin und her wog, dachte er dabei

eher an eine sichere Beamtenstelle im Einwanderungsbüro für freilaufende Füchse

oder ein Fuchs De Cuisine, ein 4-Sterne-Koch, der ihm das Mahl zubereiten

konnte, dass seine geliebte Frau, Gott hab sie seelig, nun leider nicht mehr

zaubern konnte. Conrad ist sich jedoch sicher, dass sein Vater damals nicht

vermutet h?tte, dass er, der stets etwas ver?ngstigte immer auf Sicherheit und

Schutz bedachte geliebte Sohn, einmal Detektiv werden würde. Und was für einer.

Er war der Sherlock unter den Detektiven. Seine Erfolge sprachen für ihn. So war

er es, der den gefürchteten Teekannen-R?uber, übrigens ein überaus gewitztes

Eichh?rnchen, stellen konnte. Er war es, der das kleine St?dtchen "Geh zur Ruh"

wieder schlafen lie?, als er einem gef?hrlichen Diebes-Trio, bestehend aus einem

Esel, einem Schaf und einem verlotterten Huhn, das Handwerk legte, indem er

kleine rosa wohlschmeckende Baisers als F?hrte legte. Gelockt von dieser sü?en

Spur naschte sich das Trio geradewegs in einen K?fig aus Zuckerguss. Noch bevor

Conrad das Marzipanschloss zuschnappen lie?, fielen die drei Halunken bereits in

einen tiefen, Zucker triefenden und wohligen Schlaf. Von diesem Moment an war

Conrad zu einer Art Held in dem kleinen St?dtchen geworden. So kam es, dass er

beim B?cker von nun an immer ein Vanilleh?rnchen geschenkt bekam, einfach so,

welches er, meist etwas verlegen grinsend, gerne annahm. Das erstaunlichste

jedoch war, dass viele Einwohner, vor allem Kinder, ihm als Vorbild sahen und es

von nun an einige in Karos gekleidete Einwohner mehr gab.

Der schwerster Fall seiner Kariere sollte aber noch vor ihm liegen. So

wurde er eines sch?nen Tages vom Chef des Kriminaldezernates, einem wohl

gen?hrten, plustrigen Specht mit Nickelbrille, zu sich gerufen. Anhand der

schrillen Stimme und dem deutlich zu h?renden Klock-Klock-Ger?usch (bei

Aufregung hatte der liebe gute Specht sein Pochen mit dem Schnabel nicht unter

Kontrolle), konnte Conrad bereits erahnen, dass etwas ernstes passiert war. Mit

vibrierender Stimme erz?hlte der Specht was passiert war.

Der Gr?fin von uns zu Gans, Oberhaupt einer der wohl ?ltesten und

angesehensten Familien des St?dtchens, sei ein sehr wertvolles Gem?lde abhanden

gekommen. Auf diesem Familienschatz sei die Tochter der Gr?fin, das überaus

bezaubernde Lieschen Gans, portraitiert worden. Ein Skandal! Das Bild sei ohne

offensichtliche Gewalteinwirkung aus dem Wohnzimmer gestohlen worden. Lieschen

Gans habe sich immer noch nicht vom Schock erholt und k?nne derzeit keine

weiteren Einzelheiten an den Kommissar weitergeben. Conrad war ebenso wie der

dicke Specht bestürzt. Lange Zeit war es sehr friedvoll in "Geh zur Ruh"

gewesen. Und jetzt solch eine Missetat. Was Conrad jedoch am verwerflichsten

fand war der Umstand, dass das Fr?ulein Lieschen Gans davon betroffen war. Er

schw?rmte, wie so viele Verehrer, schon seit langem für das anmutige Gesch?pf.

Für Conrad den Detektiv war sie der Inbegriff von Sch?nheit und h?tte für ein

L?cheln sein letztes Vanilleh?rnchen gegeben.